Die Heilung des ganzen Menschen – aus biblischer Sicht

Wenn es, wie unser Thema sagt, um „Die Heilung des ganzen Menschen aus biblischer Sicht“ geht, dann sind sowohl der Mediziner als auch der Theologe (bzw. jeder Christ, jeder Zeuge Jesu Christi) angesprochen. Denn Gott, der Schöpfer, kümmert sich um den ganzen Menschen – um seinen Körper …

Medicus curat – Deus sanat.  Der Arzt behandelt – Gott heilt. Dieses lateinische Motto betont sowohl die Verantwortung als auch die Grenze des Mediziners. Er hat alle legitime ärztliche Kunst anzuwenden, um dem Patienten aus seiner Krankheit herauszuhelfen. Das Ergebnis aber liegt allein in Gottes Hand. Medicus curat – Deus sanat. Dies Prinzip gilt übrigens genauso für den Theologen. Man könnte analog formulieren: Theologus praedicat – Deus salvat. Der Theologe predigt – Gott (allein) rettet.

Wenn es, wie unser Thema sagt, um „Die Heilung des ganzen Menschen aus biblischer Sicht“ geht, dann sind sowohl der Mediziner als auch der Theologe (bzw. jeder Christ, jeder Zeuge Jesu Christi) angesprochen. Denn Gott, der Schöpfer, kümmert sich um den ganzen Menschen – um seinen Körper und dessen Gebrechen genauso, wie um sein Herz (Seele, Geist) und dessen Nöte.

Habe ich in meinem ersten Vortrag versucht, die biblische Sicht von Krankheit und Tod zu entfalten, wollen wir jetzt danach fragen, was die Bibel unter „Heilung“ versteht. Haben wir vorhin festgestellt, dass es zwei verschiedenen Kategorien von „Tod“ gibt (den geistlichen und den leiblichen Tod), so werden wir jetzt sehen, dass es ebenso zwei verschiedene Kategorien von „Heilung“ gibt: geistliche Heilung und leibliche Heilung. Beide Kategorien müssen sorgfältig voneinander unterschieden werden, und doch müssen wir zugleich fragen, in welcher Weise sie aufeinander bezogen sind (wie sie zusammen gehören). Hier gibt es auch unter Christen manche Verwirrung. Deshalb müssen wir die Wahrheit studieren, die uns der lebendige Gott in der Bibel offenbart.

Dort finden wir folgende Grundsätze zur „Heilung des ganzen Menschen“, die ich in einigen Thesen zusammenfassen möchte.

Die Heilung des Herzens hat oberste Priorität.

Die Bibel zeigt uns Gott als den großen geistlichen „Kardiologen“, bei dem die Heilung des Herzens (d.h. des Zentrums der ganzen Person) im Mittelpunkt steht.

Diese Heilung beginnt damit, dass ein Mensch durch Gottes Gnade seinen wahren Zustand vor Gott (wie ich ihn im ersten Vortrag als Folge des Sündenfalls beschrieben habe)  einsieht. Er glaubt der Diagnose Gottes und vertraut dessen Therapie. Diese Therapie kennt nur ein einziges Rezept: „Glaube an den Herrn Jesus“ (Apg.16,31a; vgl. Mk.1,15; Apg.4,12; Joh.14,6 u.ö.).

Die Heilung des Herzens hat bei Gott deutlichen Vorrang gegenüber der Heilung des Leibes.   Das hat Jesus in einer berühmten Situation demonstriert (Mk.2,1-12) und auch an anderer Stelle immer wieder betont (z.B. Mt.10,28; Mt.16,26).

Der Grund für diese Prioritätensetzung ist offensichtlich:  Der Mensch mit einem „kranken“ Herzen befindet sich in größerer Gefahr als jener, der nur einen kranken Körper hat.

Martyn Lloyd-Jones, der Arzt und Prediger, drückt diesen Befund so aus:

Wenn ein Mensch einen kranken Körper hat, aber seine Seele in Ordnung ist [d.h. mit Gott im Reinen], dann wird es am Ende gut für ihn ausgehen. Dagegen geht es einem Menschen mit gesundem Körper und kranker [gottferner] Seele vielleicht sechzig oder etwas mehr Jahre lang gut – aber dann erwartet ihn eine Ewigkeit in der Hölle.[1]

Die Heilung des Herzens, Lloyd-Jones verwendet das Synonym „Seele“, beansprucht also oberste Priorität. Damit stehen wir vor einer weiteren Frage:

Wenn ein Mensch im Herzen geheilt wird und Vergebung seiner Schuld empfangen hat, was folgt daraus für den Zustand seines Körpers?

Im ersten Vortrag hatten wir gezeigt, dass die eigentliche, letzte Ursache von Krankheit und Tod in der Sünde zu finden ist. Wenn uns nun die Ursache der Krankheit vergeben wird (Sünde), müsste dann nicht auch die Folge der Sünde (Krankheit) beseitigt sein? Anders formuliert: Müsste ein Christ nicht davon ausgehen, nach seiner Bekehrung auch von seinen körperlichen Krankheiten geheilt zu werden? So wird es von manchen Seiten der Charismatischen Bewegung behauptet: „Wenn du wirklich glaubst, dann wirst du auch körperlich gesund.“ Wenn man diesen Gedanken logisch zuende führt, müsste daraus folgen, dass Christen auch nicht mehr sterben dürfen – denn der Tod ist ja nur die letzte Konsequenz der Krankheit.

Wo liegt in dieser Verknüpfung von Vergebung und Genesung der Denkfehler? Was sagt die Bibel wirklich zur körperlichen, also auch medizinischen Situation der Gläubigen? Damit kommen wir zu unserer zweiten These:

Die Heilung der körperlichen Gebrechen wird erst in Gottes ewigem Reich vollendet.

Die Bibel sagt klar, dass bestimmte Folgen des Sündenfalls endgültig erst in Gottes ewigem Reich aufgehoben sein werden. Dort wird es nicht die leiseste Andeutung von Schmerz, Klage, Trauer oder Verlust mehr geben (Offb.21,3-5!).  Jesus verspricht seinen Nachfolgern, dass Gott „alle Tränen von ihren Augen abwischen und der Tod nicht mehr sein wird“ (V.4).

Dann endlich wird auch „die Erlösung unseres Leibes“ (Rö.8,23) spürbar vollendet sein.

Bis dahin aber gilt, was Paulus unmittelbar anfügt (Rö.8,24):

Wir sind zwar (schon!) gerettet, aber noch (!) auf Hoffnung.

Noch sind manche Folgen des Sündenfalls, wie z.B. Krankheit, nicht verschwunden – auch nicht aus dem Alltag der Christen. Selbst Paulus wird von einer unangenehmen Krankheit (manche vermuten eine Augenkrankheit) nicht geheilt (2.Kor.12,9). Seinen Mitarbeiter Trophimus muss er einmal krank in Milet zurücklassen (2.Tim.4,20). Dem Timotheus rät er, wegen dessen Magenproblemen zur gelegentlichen Einnahme von Wein, „weil du oft krank bist“ (1.Tim.5,23). Selbst jene, die von Jesus zu dessen Erdenzeit auferweckt wurden (z.B. Lazarus, Tochter des Jairus) sind in späteren Jahren eines natürlichen Todes gestorben.

Es gibt für diesseits des Himmels keine biblische Verheißung, dass der Christ von allen Krankheiten oder gar dem Sterben verschont bleiben würde.

Das führt uns zu einer dritten biblischen Wahrheit:

In dieser vergänglichen Welt bleibt der Christ in der Spannung des SCHON geschenkten aber NOCH NICHT in Vollendung sichtbaren neuen Lebens.

Diese Spannung des schon/noch nicht nennt man in der Theologie den „eschatologischen Vorbehalt“: Obwohl Gott seinen Kindern schon in dieser Welt durch Christus sehr vieles schenkt, hat er sich etliches „vorbehalten“, das uns erst im „Eschaton“ (am Ziel, in der Herrlichkeit) sichtbar zuteil werden wird. Dieser Vorbehalt betrifft sowohl unser geistliches als auch unser körperliches Leben.

Jetzt SCHON haben wir die Vergebung unserer Sünden (1.Joh.1,8f.), damit verbunden das „Bürgerrecht im Himmel“ (Phil.3,20f.), den Trost des Heiligen Geistes (Eph.1,13), die Rechtsstellung der Gotteskindschaft (Joh.1,12; Rö.8,14), die tägliche Entlastung von Sorgen (Phil.4,6), das Vorrecht, den HERRN jederzeit im Gebet anrufen zu dürfen (Mt.6,9ff; 7,7), die Zusage seiner täglichen Nähe (Mt.28,20), durch die er alle Geschehnisse zu unserem Besten dienen lässt (Rö.8,28) und vieles mehr.

Zugleich sind wir an die Begrenzungen des NOCH NICHT gebunden, weil Gott diese Folgen des Sündenfalls erst in der Ewigkeit endgültig und sichtbar außer Kraft setzen wird.

Der geistliche Vorbehalt zeigt sich daran, dass auch Christen noch sündigen und diesseits des Himmels nicht den Zustand der sündlosen Vollkommenheit erreichen. So beschreibt es Paulus in Rö. 7,15 ff. und Johannes in seinem ersten Brief (1. Joh.1,8 und 3,2 – jeweils über Christen gesagt). Solange wir auf der Erde leben, werden wir von unserem Herrn erzogen und ausgebildet, damit wir in der Heiligung wachsen (Eph.2,10; 1.Joh,3,3). Vollkommene Reinheit von allen Sünden wird es erst im Himmel geben. Dennoch ist der Christ schon jetzt ganz mit Jesu Vergebung beschenkt und darum – ohne Vorbehalt! – vom Vater im Himmel für gerecht erklärt worden.

„Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die glauben.“

Rö.3,22

 

Der körperliche Vorbehalt zeigt sich daran, dass auch Christen diesseits des Himmels noch krank werden, krank bleiben und schließlich sterben. Auch in dieser Hinsicht gilt:

„Es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden…“

1.Joh.3,2

Ebenso erinnert Paulus daran, dass „unser irdisches Haus, diese Hütte, abgebrochen wird“ (2.Kor.5,1). Er hat es an sich selbst und auch an seinen Mitarbeitern erfahren (s.o.).

Damit wird deutlich: Während unsere Erlösung/Rettung sofort im Augenblick des Glaubens perfekt ist (Joh.3,16: alle, die an Jesus glauben, HABEN das ewige Leben), bleibt körperliche Heilung eine Verheißung für die Zukunft. Es handelt sich also um eine „Spätfolge“ der Erlösung.

In Teilen der Charismatischen Bewegung hat man dagegen behauptet, dass Jesus zugleich mit unserer Sünde auch unsere Krankheit weggetragen habe. Dazu berufen sie sich auf eine Aussage in Jes.53,4, wo es heißt, dass der leidende Gottesknecht (ein prophetischer Hinweis auf Jesus) „unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen hat“.

Nur wenn man diesen Teilvers aus dem Zusammenhang herausreißt, kann man ihn in der genannten Weise missverstehen. Der Kontext beweist eindeutig, dass es um das Sühnopfer für die Vergebung von Schuld geht. Erlösung und Schuldopfer beziehen sich direkt immer auf Sünde und nicht auf Krankheit, das gilt sowohl im Alten als auch Neuen Testament (z.B. 3.Mo.16,3-11; Hebr.9,11-12; 10,9-14).

Die hebräischen Wörter für „Krankheit“ und „Schmerzen“ können sowohl körperliches als auch geistliches Leiden bezeichnen. Was jeweils vorliegt, muss durch den Kontext entschieden werden. Der aber redet in Jes.53 unzweifelhaft über Erlösung von Schuld. Übrigens werden die Verben aus V.4 („tragen“, „aufladen“) noch mal in den Versen 11/12 gebraucht und dort eindeutig auf das Erlösungshandeln des Gottesknechtes bezogen. Damit wird eindrücklich bestätigt, wie sie in V.4 zu verstehen sind.[2]

Erlösung geschieht schon  jetzt – endgültige Befreiung von Krankheit erst dann, in der Ewigkeit!

Wenn dem so ist, drängt sich eine andere Frage auf, die uns auf den ersten Blick irritieren könnte: Haben nicht Jesus und in seiner Vollmacht auch die Apostel viele Menschen geheilt (z.B. Mt.4,25; Joh.21,25; Apg.5,16)? Warum sollte er dies heute nicht in gleicher Weise tun können? Darauf antworten wir mit unserer 4. These:

Die Heilungswunder Jesu und der Apostel hatten eine besondere heilsgeschichtliche Funktion – und werden uns nicht zur Nachahmung empfohlen.

Die Frage ist nicht, ob Jesus heute noch in gleicher Weise handeln könnte. Natürlich kann er das (Hebr.13.8; Mt.28,18f.). Die entscheidende Frage lautet vielmehr: Will Jesus heute in dieser Weise handeln?

Dazu müssen wir genauer hinsehen, welche Funktion, welchen Sinn seine Heilungen (und auch andere Wundertaten) in der neutestamentlichen Zeit hatten. [3]

  • Sie beglaubigten Jesus als den von Gott gesandten Messias (Mt.11,2-6 u.a.). Sie bekräftigten seine Autorität (Mk.2,1-12).
  • Sie beglaubigten die neue Offenbarung (Botschaft) und die apostolischen Zeugen (Botschafter), durch die uns Gott in jener Zeit das schriftliche Dokument des Neuen Testaments schenkte.

Deshalb ist die Wundertätigkeit auch auf Jesus und einen kleinen Kreis seiner Mitarbeiter beschränkt geblieben. Diese wenigen mussten besonders beglaubigt werden, weil sie die ersten Träger der Christus-Botschaft waren. Deshalb werden die Wundertaten auch „Zeichen der Apostel“ genannt (Rö.15,19; 2.Kor.12,12).

  • Schließlich unterstrichen Wunder die Predigt Jesu und gaben einen Vorgeschmack davon, wie es in seinem herrlichen Reich auf ewig sein wird.

Der Theologe Benjamin Warfield hat Jesu Wundertätigkeit so beschrieben:

Als unser Herr vom Himmel auf die Erde kam, brachte er den Himmel mit herab. Die Zeichen, die seinen Dienst begleiteten, waren nur die wehenden Wolken von Herrlichkeit, die er vom Himmel mitbrachte, der sein eigentliches Zuhause ist. Die Zahl der Wunder, die er vollbracht hat, kann man gar nicht überschätzen.[4]

Hebr.2,3-4 beschreibt die Zeichenfunktion der Wunder und benennt, gut biblisch, 3 Zeugen:

  • der HERR hat das Heil verkündigt;
  • dann wurde es bekräftigt durch die autorisierten Zeugen (Apostel);
  • dies alles wurde bestätigt durch Gott, den Vater, der diesen Dienst „mitbezeugte“ durch Zeichen, Wunder und Krafttaten.

Hebr.2 richtet den Blick zurück auf eine besondere heilsgeschichtliche Situation! Hier ist nicht die Rede davon, dass Wunder auch in späteren Zeiten die Verkündigung des Evangeliums begleiten (wie es Wimber, Bonnke u.a. fordern).

Es ist interessant, dass die Zeichen und Wunder – und damit auch die spektakulären Krankenheilungen – bereits innerhalb des Neuen Testaments massiv zurückgehen. Auch die Apostel, die ja in besonderer Weise durch diese  Zeichen beglaubigt wurden, konnten sie nicht jederzeit tun, sonst hätte Paulus seine Mitarbeiter später bestimmt nicht krank belassen (1.Tim.5,23; 2.Tim.4,20). Auch sich selbst konnte er nicht heilen. Das allmähliche Verschwinden von Zeichen und Wundern ist biblisch verständlich und logischerweise zu erwarten: Nach der apostolischen Zeit sind sie nicht mehr nötig, weil ihre Aufgabe erfüllt ist. Die Botschaft des Neuen Testaments ist endgültig offenbart und aufgeschrieben. Diesen Prozess und seine Träger sollten die Wundertaten beglaubigen. Das haben sie getan.

Wir haben weder eine vergleichbare Aufgabe noch eine vergleichbare Autorität wie Jesus und die Apostel. Darum sind uns die Wunder nicht zur Nachahmung empfohlen. Darum ist uns nicht die Kraft des Krankenheilens (etwa durch Handauflegung) verheißen und der Dienst des wundersamen (!) Krankenheilens nicht aufgetragen.[5]

Allerdings hat Jesus für die Endphase der Weltgeschichte angekündigt, dass es dann nochmals eine Wunderbewegung in größerem Stil geben wird (Mt.24,24; 2.Thess 2,9). Diese steht jedoch  im Dienst des Antichristen und soll seiner Verführungsbotschaft den Weg bereiten. Seien wir also sehr wachsam und vorsichtig gegenüber allen Bewegungen, die von sich behaupten, sie könnten heute in der Kraft Gottes geheimnisvolle und spektakuläre Wundertaten präsentieren (vgl. Jesu Warnung in Mt.7,22-23).

Wenn Vertreter der Charismatischen Bewegung behaupten, sie könnten noch heute in apostolischer Vollmacht Wundertaten, z.B. Krankenheilungen, vollbringen, müssen wir davor als vor einer falschen Lehre warnen. Das führt uns zur 5. These:

Das „charismatische“ Verständnis von Heilung ist ein typisches Beispiel für unbiblische Lehren in dieser Bewegung.

Ich möchte an dieser Stelle auf das charismatische Verständnis sowohl von äußerer Heilung (5.1.) als auch von innerer Heilung (5.2.) eingehen. In diesem Rahmen muss das aus Zeitgründen sehr kurz und zugespitzt geschehen. Darum empfehle ich sehr, sich hier durch weitere Literatur zu informieren.[6]

Äußere Heilung – „Wir wollen etwas sehen!“

Paulus schreibt, dass der Christ diesseits des Himmels „im Glauben und nicht im Schauen wandelt“ (2.Kor.5,7). Er vertraut Christus und darum der irrtumslosen Bibel und ist somit „vollständig ausgerüstet“ (2.Tim.3,17). Die Charismatische Bewegung tut sich dagegen schwer mit dem „eschatologischen Vorbehalt“ (siehe unsere 3. These). Oftmals verschiebt sie – gegen 2.Kor.5,7 – das Gewicht vom Glauben zum Schauen, vom Wort Gottes zur menschlichen Erfahrung. Während Johannes schreibt, dass auch wir durch die damaligen Wunder die Macht Jesu erkennen sollen (dazu wurden sie zuverlässig aufgeschrieben: Joh.20,31!), will die Charismatische Bewegung neue, aktuelle Wunder herbeiführen, um so die Menschen zu überzeugen. Für die Bekehrung von Ungläubigen, so wird behauptet, reiche das Evangelium allein oftmals nicht aus. Es müsse vielmehr durch spektakuläre Wunder verstärkt werden.[7]

Oftmals werden dann, entgegen dem biblischen Zeugnis, Heilungen versprochen, wenn der Kranke „nur genug glaubt“. Dazu beruft man sich auf Bibelverse, die aus dem Zusammenhang herausgerissen werden und damit eine falsche Bedeutung erhalten.

An meiner ersten Pfarrstelle traf ich auf eine junge Familie mit 3 Kindern, die Mutter hatte Krebs. Aber sie glaubte dem Herrn Jesus und war voller Hoffnung, hatte allerdings auch Kontakte zur Charismatischen Bewegung.  Dadurch wurde ihr eines Tages eine angebliche Prophetie zuteil: Ein Christ teilte ihr mit, er habe vom HERRN die Botschaft empfangen, dass diese Frau nicht sterben werde.  Die Frau glaubte der Botschaft, ihr Zustand besserte sich jedoch insgesamt nicht. Die Krebskrankheit nahm ihren traurigen Verlauf, aber die junge Christin wagte kaum, sich mit der Möglichkeit des Sterbens und der entsprechenden Vorbereitung ihrer Familie zu befassen. Das wäre ja Unglaube gewesen, den eigenen Tod als Möglichkeit in Betracht zu ziehen. So starb sie, zwar im Vertrauen auf den HERRN, der treu ist – aber doch in ihrem Gewissen hin- und hergeworfen. Hatte sie nicht genug geglaubt? Warum bewahrheitete sich die „Prophetie“ nicht? Gab es verborgene Sünde in ihrem Leben?  Weil Jesus stärker ist, hielt er sein Schaf fest und brachte es nach Haus. Aber wie viel zusätzliches Leid war dieser Frau und ihrer Familie zugefügt worden: weil ein falscher Prophet seine subjektiven „Eingebungen“ mit dem Willen Gottes verwechselte; weil man die Grenzen, die uns die Heilige Schrift zieht, überschritten hatte.

Ein Beispiel, das im letzten Jahr die Christen bewegt hat, wird von Reinhard Bonnke verbreitet: In einem Video schildert sein Missionswerk (Christus für alle Nationen) die Geschichte des Nigerianers Daniel Ekechukwu, er ist Pastor einer charismatischen Gemeinde. Im November 2001 war er durch einen Autounfall sehr schwer verletzt worden, schließlich hätte man ihn, so wird berichtet, im Krankenhaus für tot erklärt.

Seine Frau Nneka habe ihn aber aus der Leichenhalle in den Keller eines Gemeindezentrums bringen lassen. Stockwerke höher habe Bonnke gepredigt. Die junge Witwe habe fest daran geglaubt , dass Gott ihren Mann durch den Deutschen auferwecken würde. Während Bonnkes Predigt und durch zusätzliche Massagen von einheimischen Pastoren sei Ekechukwu schließlich von den Toten auferweckt worden.

Medizinisch betrachtet könnte hier ein Fall von „Scheintod“ vorliegen. Davon gibt es z.B. in Deutschland ca.10 Fälle pro Jahr. Der Rechtsmediziner Dr. Huckenbeck (Uni Düsseldorf) hat kritisiert, dass oft viel zu schnell der Tod attestiert werde, obwohl keine sicheren Todeszeichen wie Totenflecke, Totenstarre und Fäulnisprozesse vorlägen. Diese sicheren Anzeichen fehlen auch auf dem Totenschein von Ekechukwu.

Gravierender aber sind seine Äußerungen nach der vermeintlichen Auferweckung: nach seinem „Tod“ will er von Engeln zunächst in den Himmel und dann in die Hölle gebracht worden sein. Dort habe er mit gequälten Menschen gesprochen, sei dann aber von einem Engel in die Welt zurückgeschickt worden, um den Menschen eine letzte Warnung zu geben. Zu Jesu Zeit – in der Begebenheit von Lukas 16  (Lazarus und der reiche Mann im Totenreich) – sei die Bitte des reichen Mannes nicht erhört worden: er wollte, dass jemand aus dem Totenreich seine Brüder vor der Hölle warnen solle. Nun wäre er, so behauptet Ekechukwu, die nachträgliche Erhörung dieser Bitte.

Mit solchen Worten widerspricht der Pastor eindeutig der Aussage Jesu, der diese Bitte prinzipiell ablehnte. In Lukas 16,31 heißt es: „Wenn sie Mose und die Propheten nicht hören [also das geschriebene Wort Gottes], werden sie auch nicht hören, wenn einer aus den Toten aufsteht.“ Nun will Ekechukwu dieses Wort außer Kraft setzen und behauptet: Es hilft doch, wenn einer von den Toten aufersteht. – Welcher Geist soll hinter dieser wundersamen Heilung stecken? – Schließlich gab Reinhard Bonnke in einer TV-Show des Predigers Pat Robertson noch folgende Zusatzinformation. Ein Engel habe zu Ekechukwu gesagt: „Wenn Gott nicht entschieden hätte, dich wieder zur Erde zu senden, kämst du zu den Leuten in die Hölle.“ – Wir fragen: Wie kann ein Christ von Gott in die Hölle geschickt werden? [8]

Der ganze Bericht und die Schlussfolgerungen der Beteiligten sind bizarr, sensationsheischend und nicht vereinbar mit der Lehre der Bibel. Trotzdem wird mit dieser Art von Heilung für ein Missionswerk geworben – und der Verantwortliche, R.Bonnke, ist auch bei vielen Pfingstlern und Charismatikern in Deutschland nach wie vor ein angesehener Prediger.

Der christliche Verleger Wolfgang Bühne fragt in einem Kommentar zu Recht:

Warum verschweigt das Missionswerk [Bonnkes], dass bei Großevangelisationen Bonnkes  in Nigeria eine Anzahl Menschen zu Tode getrampelt wurden (von welchen keiner „auferstand“!) und ein verzweifelter Vater von den Mitarbeitern Bonnkes daran gehindert wurde, dem Evangelisten seine getötete Tochter vor die Füße zu legen?… Wenn der inzwischen verstorbene John Wimber 1990 prophezeite, dass „in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren Auferstehungen aus den Toten zum Allgemeingut werden“, dann entspricht das ebenso wenig der Realität. … Was der Welt und uns Christen fehlt, sind nicht spektakuläre „Wunder“, sondern ein bisschen mehr Aufrichtigkeit, Bescheidenheit und Demut – und die „Auferweckung“ geistlich Toter.[9]

An diesem Beispiel einer vermeintlichen Wunderheilung werden  typische Kennzeichen charismatischer Lehre deutlich: Die persönliche Erfahrung wird am Ende wichtiger und maßgeblicher als die objektive Vorgabe des Wortes Gottes. Die Lust am Spektakulären verdrängt das demütige Fragen nach dem Willen Gottes.

Ein weiteres Kennzeichen ist die Neigung zu Mystik und magischem Denken. Dabei wird der Heilige Geist oft nicht (bzw. nicht ausschließlich) als Person verstanden. So zeigt es aber die Heilige Schrift: Der Heilige Geist ist die dritte Person der Dreieinigkeit, deren Hauptaufgabe darin besteht, Jesus Christus zu verherrlichen (vgl. Joh.14, 26; 16,13-14). In charismatischer Verzerrung wird der Heilige Geist primär als Kraft oder Energie verstanden, die der Gläubige in geheimnisvoller Weise nutzen kann.

Dieses magische Denken kommt auch zum Tragen bei einer zweiten Kategorie von vermeintlichen „Heilungen“, die in weiten Teilen der Charismatischen Bewegung populär sind.

Nach der „äußeren Heilung“ wenden wir uns darum dem Thema „innere Heilung“ zu.

Innere Heilung – „Durch Visualisierung zurück in die Kindheit“

Die „Innere Heilung“ gilt in vielen charismatischen Kreisen als ein wichtiger Bestandteil der Seelsorge. Innere Heilung stellt eine Verbindung von tiefenpsychologischen, mystisch-okkulten und seelsorgerlichen Elementen dar. Als Vertreter dieses Konzeptes, wenn sie auch nicht in allen Einzelheiten übereinstimmen, gelten u.a.: Agnes Sanford, John und Paula Sandford, Morton Kelsey, Francis MacNutt, Rita Bennett, David Seamonds, Arline Westmeier.

Das Ziel hat Francis McNutt so beschrieben: „Die Vorstellung, die hinter der Inneren Heilung steht, ist einfach die, dass wir Jesus Christus bitten können, zu der Zeit zurückzugehen, in der wir verletzt wurden, und uns von den Auswirkungen dieser Wunden… zu heilen.“[10]

Zu den Voraussetzungen der „Inneren Heilung“ zählt die Theorie, dass die entscheidenden Impulse  für Denken und Handeln aus dem Unbewussten kommen. Dieses wiederum ist stark von verdrängten Kindheitserfahrungen geprägt (hier ist der Einfluss von S. Freud deutlich erkennbar). Eine weitere Voraussetzung ist die These C.G.Jungs vom „kollektiven Unbewussten“ und der produktiven Kraft der Phantasie.

Die Methode der „Inneren Heilung“ lässt sich mit zwei Schritten beschreiben:

a) Der zu behandelnde Mensch soll sich in frühkindliche Situationen zurückversetzen, von denen er meint, sie hätten etwas zu tun mit seinen aktuellen Problemen (im Denken, Fühlen oder Glauben). Dies geschieht mit der Technik der Visualisierung: Die Situation soll vor dem inneren Auge so real wie möglich vergegenwärtigt werden.[11]

b) In einem weiteren Schritt soll dann visualisiert werden, wie Jesus in diese Situation eintritt und sie durch seine Gegenwart verändert. So könne der Mensch, durch die Macht der Gedanken mit der Technik der Visualisierung die vermeintliche Prägung der Kindheit durchbrechen.

Diese Methode der Visualisierung wird auch von Schamanen angewendet. Durch die Kraft ihrer Gedanken treten sie in Kontakt zu „geistigen Führern“ (Kontrollgeistern), die ihnen dann zur Verfügung stehen. Bei der „christlichen“ Variante wird vermeintlich „Jesus“ als geistiger Führer herbeigerufen. Diese Fähigkeit des Christen wird als Wirkung des Heiligen Geistes verstanden. Bei katholischen Charismatikern holt man auch gern Maria in der Funktion des geistigen Führers herbei.

Die Missionarsfrau Arline Westmaier berichtet ein typisches Beispiel aus ihrer „seelsorgerlichen“ Praxis[12]. Einer ratsuchenden Frau, die in ihrer Kindheit sexuell missbraucht worden war, riet sie Folgendes:

Ich möchte jetzt Gott darum bitten, dir deine geistlichen Augen zu öffnen, damit du sehen kannst, dass Jesus hier bei uns ist. Versuche, ihn mit deinen inneren Augen wahrzunehmen.[13]

Dann sollte sie, ebenfalls durch Visualisierung, alle ihre verletzten Gefühle in einen Sack packen, diesen Sack Jesus auf die Schultern laden – und dann weiter visualisieren, wie Jesus diesen Sack mit den verletzten Gefühlen ans Kreuz trägt.

Ergebnis: Bei der „Inneren Heilung“ wird „Jesus“ wie ein geistiger Führer benutzt, ja instrumentalisiert. Im genannten Beispiel lässt man Jesus für die eigenen verletzten Gefühle ans Kreuz gehen – obwohl er doch in Wirklichkeit für die Sünde gestorben ist. Man lässt Jesus wiederum an Kreuz gehen – obwohl er das doch in der Vergangenheit ein für allemal getan hat (Hebr.9,26-28 u.ö.).

Die Methode der Visualisierung überschreitet die Grenze zur Zauberei: schon lange gehen Okkultisten davon aus, dass Gedanken durch Visualisierung materialisiert werden können. Diese Grundannahme steht in verblüffender Ähnlichkeit hinter dem Schamanismus, dem Positiven Denken und der „Inneren Heilung“.

Was geschieht bei dieser Technik? Nicht alles ist nur Einbildung oder Autosuggestion. Der erfahrene Seelsorge-Lehrer Roland Antholzer schreibt dazu: Durch diese Methode könne es geschehen,

dass tatsächlich ein Kontakt zu einem Geistwesen hergestellt wird. Die einzige Erklärung ist wohl die, dass es sich um dieselben dämonischen Wesen handelt, die sich den Okkultisten als Geistführer darstellen. Wenn nun ein Christ Jesus visualisiert und ihn dann scheinbar leibhaftig vor sich sieht, dann merkt er nicht, dass er damit genauso vorgeht wie die Schamanen, die immer betonen, dass auf diese Weise ein „magisches Tor“ im Bewusstsein geöffnet wird, das zu der Welt der Geister führt.[14]

Hier zeigt sich in typischer Weise das mystische und magische Denken, von dem viele Charismatiker bestimmt werden. Der Heilige Geist wird wie eine Kraftwirkung verstanden, die man einsetzen und mit der man selbst bestimmte Phänomene machtvoll herbeiführen oder verändern kann. Ähnliches gilt für den sog. „Befreiungsdienst“ in der charismatischen Okkultseelsorge.[15]

Und auch – damit schließt sich der Kreis – beim Verständnis der äußeren Heilung waltet diese magische Geistvorstellung. So berichtet Ann Watson, die Frau des damals krebskranken  englischen Charismatikers David Watson, von einem Zusammentreffen mit John Wimber:

Einmal…als wir aus einem Restaurant kamen…fingen meine Hände an zu zittern. John (Wimber) nahm sie und legte sie David (Watson) auf, es sei zu schade, die ganze Kraft zu verschwenden. Dieses Zittern hielt manchmal eine ganze Weile an.[16]

Trotz einer gegenteiligen „Weissagung“ Wimbers ist Watson später an dieser Krankheit verstorben.  Das von okkulten Geistheilern bekannte Phänomen energiegeladener Hände hat Wimber aber auch von sich persönlich berichtet:

Meine Hände prickeln gewöhnlich und sind warm und ich fühle so etwas wie Elektrizität aus ihnen herauskommen, wenn ich ein befehlendes Wort spreche. Dies veranlasst mich, Empfindungen wie Prickeln und Hitze zu verstehen als eine Salbung des Heiligen Geistes an mir, um zu heilen.[17]

Wir fassen zusammen:

Mit ihren magischen Techniken innerer und äußerer Heilung bewegen sich die Charismatiker auf einem nicht ungefährlichen Feld. Denn die Grenze zwischen Einbildung, Autosuggestion, Massensuggestion und dämonischer Wirkung ist oftmals nicht zu erkennen. Manchmal ist sie sogar sehr deutlich überschritten. Dagegen warnt uns die Heilige Schrift eindringlich davor, durch bestimmt geistige Techniken (letztlich durch Okkultismus) in die verborgene Welt einzudringen (z.B. 5.Mo.18,9-12). Möge der Herr uns hier bewahren – und noch manchen Verirrten aus solcher Verstrickung befreien.

Der heilige Gott weist uns nur einen einzigen Weg, mit dem wir Kontakt zur unsichtbaren Welt aufnehmen sollen – das ist das  Gebet. Alle anderen Wege sind verboten. Und es gibt nur einen einzigen Adressaten, an den wir uns wenden dürfen – das ist der lebendige Gott und sein Sohn Jesus Christus.

Damit kommen wir abschließend zu der Frage, wie wir uns als Christen denn in rechter Weise verhalten sollen, wenn andere oder wir selbst von körperlicher Krankheit betroffen sind. Die Bibel macht deutlich, dass klassische ärztliche Kunst eine gute Schöpfungsgabe Gottes ist, solange sie im Einklang mit seinen Maßstäben angewendet wird. Lukas war nicht nur ein guter Historiker, sondern gewiss auch ein guter Arzt. Paulus schreibt über ihn: „Es grüßt euch Lukas, der Arzt, der Geliebte“ (Kol.4,14).

Aber ärztliche Kunst, so sehr wir sie schätzen, ist nicht das Letzte, was uns bleibt. Der große Arzt lädt uns immer wieder ein, ja fordert uns auf, regelmäßig seine himmlische Sprechstunde aufzusuchen – und dort für andere und für uns selbst zu bitten. Das Wichtigste ist die Bitte für das Herz (1.These) und alles was mit diesem Herzen zusammenhängt: Denken, Wollen, Empfinden. Aber auch für den Körper dürfen und sollen wir unseren Schöpfer bitten.

Das besagt unsere 6. und letzte These:

Die christliche Gemeinde hat den Auftrag, den Kranken durch praktische Fürsorge beizustehen und sie vor allem im Gebet vor Gott zu bringen.

Die Aufgabe der Gemeinde ist nicht Heilungsdienst, sondern Gebetsdienst. In Jak.5,13-20 zeigt der lebendige Gott, wie seine Gemeinde mit körperlich Erkrankten umgehen soll.

Wir haben hier nicht mehr die Zeit, um auf Einzelheiten dieses Bibeltextes einzugehen. Aber das eine müssen wir unbeirrt festhalten: Die spezifische Antwort der Christen auf  Krankheit ist Gebet! In bestimmten Situationen ist es sogar geraten, die Ältesten (Gemeindeleiter) an das Krankenbett zum Gebet zu rufen (5,14). Aber grundsätzlich gilt der Fürbitteauftrag für alle Christen (5,16: „betet füreinander“). Gott hat solchem Gebet eine große Verheißung gegeben:

Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist. (5,16)

Das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten. (5,15)

Dieses „Aufrichten“ kann auf unterschiedliche Weise erfolgen: Gott kann, wenn er das will, den Kranken heilen. Gott kann ihm körperliche Erleichterung verschaffen. Gott kann ihm zusätzliche Kraft zum Tragen geben. Gott kann trösten, ermutigen. Die Art und Weise, wie Gott helfen wird, bleibt ihm in seiner Souveränität überlassen. Dabei dürfen wir nie vergessen, dass die Zusage von Jak.5 ganz eng mit der von Rö.8,28 zusammengehört, dass „denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen“. Dafür wird Gott bei seinen Kindern sorgen.

Denn er hat große Ziele mit uns vor. Gottes Absichten mit seinen Kindern in dieser Welt bestehen ja nicht vorrangig darin, sie immer gesund und unbeschwert durchs Leben laufen zu lassen. Unser HERR hat Größeres mit uns vor – er will uns immer mehr verwandeln und hineingestalten in das Bild seines Sohnes Jesus Christus (2.Kor.3,18). Wir sollen etwas sein und werden zum Lob seiner Herrlichkeit (Eph.1). Und diesem großen Ziel müssen – durch  Krankheit und Gesundheit hindurch – alle Wege Gottes mit seinen Kindern dienen.

So wird aus dem Zweiklang, mit dem wir begonnen haben, zum Abschluss sogar ein Dreiklang:

 

Medicus curat – Christianus orat – Deus salvat, sanctificat et sanat.

Der Arzt behandelt. – Der Christ betet. – Gott rettet, heiligt und heilt.

Er tut es zu Seiner Zeit, nach Seinem guten Plan. Ihm sei alle Ehre!

 

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[1]  Predigt vom 28.April 1929, zitiert bei I.H.Murray: Martyn Lloyd-Jones – Teil I der Biographie (The First Forty Years, 1982, S.80).

[2] In Mt.8,14-17 berichtet der Evangelist vom Heilungsdienst Jesu und formuliert dort eine Anspielung auf Jes.53 (kein direktes Zitat!). Dabei verändert er die Verben so, dass sie nun auf  körperlich-medizinische Fragen bezogen sind. Warum bedient sich der Apostel dennoch der Anspielung auf Jes.53? Wahrscheinlich will er damit zeigen, dass die körperlichen Heilungen (und Exorzismen) in Kapernaum ein Vorgeschmack und eine Vorschattung für die viel größere geistliche Heilung sind, die Jesus einige Zeit nach diesen Ereignissen am Kreuz vollbringen wird – die Erlösung. In Kapernaum, wo „nur“ Krankheit und dämonische Bindung überwunden werden, geschieht also eine Vorschattung, eine Ankündigung jenes größeren Sieges von Kreuz und Auferstehung, durch den dann auch die Sünde entmachtet wird.

[3] Zu dieser Frage siehe ausführlich meinen Aufsatz „Zeichen und Wunder der apostolischen Zeit – Maßstab für heute?“. Er kann über CDK/Deutschland bezogen werden und ist zuletzt neu erschienen im Verlag des Bibelbundes (Hammerbrücke, 2003, E-Mail:Bestellung@bibelbund.de).

[4] Counterfeit Miracles, Reprint 1986, S.3 (Übersetzung WN).

[5] Die Anweisungen in Mt.10,5ff., wo die Mission noch ausdrücklich auf  Israel beschränkt war (v.6), richtet sich an die Apostel und ihr unmittelbares Umfeld. Vgl. ähnlich den Hinweis auf besondere Zeichen (wohl der Apostel) in Mk.16,17-20. Dagegen richtet sich der allgemeine Missionsbefehl (Mt.28,18-20) an die Christen aller Zeiten.

[6] John MacArthur, Charismatic Chaos; Wolfgang Bühne, Dritte Welle…gesunder Aufbruch?; Alexander Seibel, Die sanfte Verführung der Gemeinde; Benedikt Peters, Sollte Gott etwas unmöglich sein?; Rudolf Ebertshäuser, Die Charismatische Bewegung im Licht der Bibel.

[7] Siehe z.B. John Wimber, Power Evangelism, London 1985.

[8] Darstellung nach Topic, 7/2002, S.4.

[9] Idea 35/2002, S.III.

[10] Healing, 1974, S. 183.

[11] Dabei kommt häufig es zu manipulierten „Pseudo-Erinnerungen“, die gar nicht der Realität der Kindheit entsprechen. Der Psychiater Carney Landis sagt dazu: „Ich glaube, …dass die Kindheitsphantasien, die Erinnerungen…eigentlich von der Analyse erst hervorgerufen und nicht etwa aufgedeckt werden“ (zitiert bei Martin L.Gross, The Psychological Society, 1978, S.197f.). Ähnlich bezeichnet Dave Hunt die „Innere Heilung“ als „christliche Form der Psychoanalyse, welche die Macht der Suggestion nutzt, um Probleme zu lösen, die sie meistenteils selbst geschaffen hat“ (Die Verführung der Christenheit, 1987, S. 188).

[12] Arline Westmaier, Die verletzte Seele heilen, Wuppertal 1988.

[13] AaO, S. 63.

[14] Informationsbrief der Bekenntnisbewegung, April 2001, S. 34

[15] Siehe auch dazu Antholzer, aaO, S. 34-35.

[16] Wimber, Die dritte Welle, S. 66.

[17] Wimber, Power Healing, S. 208.