Bei der Leitung ihrer Anhängerschaft und zur Begründung ihrer geschriebenen Texte beruft sich Hildegard auf Visionen, die nach ihrer eigenen Darstellung ab 1141 unwiderstehlich stark wurden. Zugleich war sie unsicher über deren göttliche Herkunft.

 

Leben

Hildegard von Bingen lebte von 1098 bis 1179. Als zehntes Kind der Eltern sollte sie ihr Leben der Kirche widmen (ein Zehnter an Gott)  -… und meine Eltern weihten mich Gott unter Seufzern und in meinem dritten Lebensjahr sah ich ein so großes Licht, dass meine Seele erzitterte… (Autobiographie)

Mit 8 Jahren wurde sie in religiöse Erziehung gegeben. … In meinem achten Jahr aber wurde ich zu geistlichem Leben Gott dargebracht und bis zu meinem fünfzehnten Jahr war ich jemand, der vieles sah und mehr noch einfältig aussprach, so dass auch die, welche diese Dinge hörten, verwundert fragten, woher sie kämen und vom wem sie stammten… (Autobiographie)

Hildegard lebte ab 1112 im Benediktinerkloster Disibodenberg ( heute Rheinland-Pfalz). Dort legte sie auch ihr Gelübde als Nonne vor dem Bischof Otto von Bamberg ab. 1136 wurde sie als Mutter und Lehrmeisterin der Schülerinnen gewählt. Später gründete sie ein eigenes Kloster auf dem Rupertsberg an der Nahe. Bei der Leitung ihrer Anhängerschaft und zur Begründung ihrer geschriebenen Texte beruft sich Hildegard auf Visionen, die nach ihrer eigenen Darstellung ab 1141 unwiderstehlich stark wurden. Zugleich war sie unsicher über deren göttliche Herkunft. Sie wendet sich deshalb an Bernhard von Clairvaux, einen bedeutenden Mönch des Zisterzienserordens. Dieser beruhigt sie und sorgt damit für Akzeptanz ihrer Person und Lehren.

Ihre Visionen ließ sie durch Schreiber in Latein aufschreiben. In der Niederschrift ihrer Vision: – Wisse die Wege- schreibt Hildegard:

…Ich aber, obgleich ich diese Dinge hörte, weigerte mich lange Zeit, sie niederzuschreiben- aus Zweifel und Mißglauben und der Vielfalt menschlicher Worte…

Sie schreibt dann weiter, dass sie krank wurde und diese Tatsache als Wink ansah, die Visionen doch aufschreiben zu lassen. Dabei ging es ihr besser. Weiter schreibt sie:

… Ich sprach und schreibe diese Dinge nicht aus Erfindung meines Herzens oder irgendeiner anderen Person, sondern durch die geheimen Mysterien Gottes, wie ich sie vernahm und empfing von den himmlischen Orten. Und wieder vernahm ich eine Stimme vom Himmel und sie sprach zu mir: Erhebe deine Stimme und schreibe also… Hildegard von Bingen reagierte für eine Frau der damaligen Zeit sehr dominant. So predigte sie öffentlich auf Predigtreisen. Und setzte auch ihre Interessen gegen andere durch, auch gegen bestehende kirchliche Vorschriften.

Hildegard wurde durch ihre 3 Visionswerke berühmt.

  • Das Erste : -Wisse die Wege- enthält eine Glaubenslehre , die in allem wesentlichen Punkten der aktuellen Kirchenlehre entsprach
  • Das zweite Visionswerk: – Buch der Lebensverdienste – enthält ethische Inhalte (Laster und Tugenden)
  • Das dritte Buch ist Hildegards Schau über Welt und Mensch. Sie beschreibt hier die Schöpfungsordnung gemäß der mittelalterlichen Mikrokosmos-Makrokosmos Vorstellung

Biologie und Medizin

Hildegard von Bingen verfasste auch medizinische Abhandlungen, die allerdings nicht aus Visionen stammten. Dazu gehören Ausführungen über Pflanzen und Krankheiten. Nach 1150 verfasste Hildegard ein Buch -Ursachen und Heilungen- über die Entstehung und Behandlung von verschiedenen Krankheiten. Das zweite naturkundliche Werk handelt vom „inneren Wesen“ der verschiedenen Kreaturen und Pflanzen. Diese Werke zählen zu heute zu den Standardwerken der mehr esoterisch orientierten Naturheilkunde. Es gab zur Zeit Hildegards kein wissenschaftliches Medizinstudium. Hildegard brachte in ihren naturkundlichen Werken damalige Volksmedizin und Wissen aus der griechisch lateinischen Tradition zusammen und entwickelte daraus eine eigene Lehre über den Körper und Gesundheit. Sie bezog auch Metalle und Edelsteine in ihre Behandlungsempfehlungen ein. Zur Ergänzung sei noch gesagt, dass Hildegard auch eine Sammlung liturgischer Gesänge erstellte mit Text und Melodie. Darunter ein liturgisches Drama, das die visionäre Gedanken- und Bilderwelt Hildegard zum Ausdruck bringt.

Medizinisch/wissenschaftliche Beurteilung

Im Handbuch – die Andere Medizin- von Stiftung Warentest heißt es dazu:

  • Die mittelalterlichen Namen für Krankheiten und Pflanzen waren vage Umschreibungen. Man kann sie nur selten einer heute gebräuchlichen Bezeichnung sicher zuordnen. Dementsprechend lassen sich Hildegards medizinische Empfehlungen und ihre Rezepturen kaum auf die heute Zeit übertragen.
  • Eingehende wissenschaftliche Untersuchungen über Wirksamkeit und therapeutische Eigenschaften der bei Hildegard angeführten Pflanzen fehlen.
  • Auch die dem Dinkel zugeschrieben wundersamen Heilwirkungen bei Krankheiten haben mit der erforschten Wirksamkeit nichts gemein.
  • Die Edelsteinmedizin entstammt dem magisch-okkulten Bereich. Sie entbehrt jeder rationalen Grundlage

Die pflanzliche Hildegard-Medizin kann nicht empfohlen werden, die Behandlung mit Edelsteinen ist abzulehnen. Soweit Stiftung Warentest.

Geistliche Beurteilung

Hildegard von Bingen war, zumindest während ihrer Visionen, offensichtlich von einem fremden Geist beherrscht, der nicht der Heilige Geist war. Der Inhalt der Visionen stimmt nicht mit biblischen Lehren überein z.B. im Menschen- und Weltbild des Mittelalters von Mikrokosmos und Makrokosmos. Auch wenn Hildegard den Glauben als notwendig für eine Heilung betonte, meinte sie damit einen mystischen Glauben. Mystik ist das Streben nach Heil oder Erlösung unter Umgehung des Kreuzes, der Busse und Unterordnung unter Jesus Christus als persönlichen Heiland und Erlöser. In der Mystik will man durch Suche nach Direktkontakt mit Gott zu Erlösung, Vollkommenheit, Heil und Heilung gelangen. Im Grunde ist Mystik auch immer der Weg von unten nach oben, die Selbsterhebung es Menschen zu einer höheren Daseinsstufe. Auch wenn diese Daseinsstufe „Gott“ genannt wird, ist damit nicht der persönliche, sich offenbarende, Gott der Bibel gemeint. Die Lehren der Hildegard von Bingen und die Hildegard-Medizin sind aus biblischer Sicht für Christen abzulehnen. Sie entstammen einem nicht biblischen Welt- und Menschenbild und haben zum Teil ihre Quellen in einem „falschen Geist“, der Hildegard als „Medium“ für seine Offenbarungen gewählt hat.

Quellenangaben:

www.bible-only.org/german/handbuch/Mystik.html

wikipedia.org./Hildegard_ von_ Bingen aufgerufen 11.4.13

Handbuch: Die Andere Medizin Stiftung Warentest 4.Auflage S. 240/241