Das Prinzip dieser Krankheitsbestimmung ist die Einteilung der Iris in Organfelder, die im Uhrzeigersinn angeordnet sind.

 

Der Ausdruck „Irisdiagnose“ setzt sich aus den beiden griechischen Wörtern „Iris“ = Regenbogen und „Diagnosis“ = Unterscheidung zusammen.

 

Definition

„Irisdiagnose ist das Erkennen, Ersehen von Krankheiten aus den Veränderungen der Regenbogenhaut des Auges.“

„Das Prinzip dieser Krankheitsbestimmung ist die Einteilung der Iris in Organfelder, die im Uhrzeigersinn angeordnet sind. Man unterscheidet zwölf Abschnitte in der Iris und ordnet diese verschiedenen Organen zu. So sollen sich angeblich in einem schmalen Ring, direkt um die schwarze Pupille, Krankheiten des Magens zeigen. Die Beine sollen ihre Entsprechung in den Sektoren sechs und sieben, die Kopforgane in den oberen Abschnitten der Iris haben. Sektor zwölf soll dem Gehirn (Cerebrum) entsprechen. Jede Erkrankung soll nun eine Veränderung in dem betreffenden Organfeld der Iris hervorrufen.
Geschichtlich gesehen geht die Irisdiagnostik, genau die die Akupunktur, auf die alte chinesische Heilkunst zurück. Beide Heilmethoden haben auch Querverbindungen zur Astrologie.

Bei der Irisdiagnostik wurde ursprünglich im alten China vor etwa 3.000 Jahren das Auge in fünf konzentrische Zonen eingeteilt, deren Veränderungen diagnostisch ausgewertet wurden. Die später erfolgte Einteilung in zwölf Felder entspricht den astrologischen Tierkreiszeichen. Diese primitiven und abergläubischen Wurzeln der Irisdiagnostik haben gerade in den letzten Jahrzehnten neuen Aufschwung erhalten. 1)

In Europa geht die Irisdeuterei auf den ungarischen Naturheilkundigen und Homöopathen Ignaz von Peczely zurück. Dieser war als 11-jähriger Junge durch das Dickicht eines Waldes gegangen, als er von einer Eule angegriffen wurde, da er, ohne es zu wissen, dem Nest der Eule zu nahe gekommen war. Ignaz wehrte sich verzweifelt gegen das wütende Tier. Schließlich wusste er sich nicht mehr anders zu helfen, als der Eule ein Bein zu brechen. Im selben Augenblick beobachtete er, wie im Eulenauge ein schwarzer Strich auftrat, der in der Regenbogenhaut fast senkrecht nach unten lief. Lange dachte der Junge nach über das, was er dort im Walde mit der Eule erlebt hatte. Das Brechen des Beines, so die Folgerung von Ignaz, hatte in der Iris ein Zeichen gesetzt.

Jahre vergingen, und Ignaz von Peczely, zuerst Mechaniker von Beruf, bildete sich zum Naturheilkundigen und Homöopathen weiter. Nach vier Semestern Studium in Wien errang er die Würde eines Doktors der Medizin. Eines Tages beobachtete er bei einem Patienten einen Strich in der Regenbogenhaut, und plötzlich erinnerte er sich wieder an sein Erlebnis mit der Eule.
“Genauso, wie der Beinbruch einen Strich im Eulenauge verursacht hatte, müssten sich auch andere Krankheiten in der Iris zeigen“, folgerte er. Damit war die Irisdeuterei geboren!

Er begann nun, die Iris in zwölf Abschnitte einzuteilen. Fast zur gleichen Zeit begannen auch andere Naturheiler und Homöopathen, die Iris als Diagnosehilfe zu entwickeln. Die Irisdiagnose begann ungehindert ihren Siegeszug durch die Welt der Abergläubischen.

Irisdiagnose in China

Wenn ein chinesischer Arzt vor 4.000 Jahren einen Patienten untersuchte, so bediente er sich damals schon einer Art von Irisdiagnose. So, wie das Schicksal des kleinen Menschen von den Sternen des großen Kosmos abhängig sein soll. so zeigten sich nach chinesischer Denkweise auch die Krankheiten und Organe des großen Menschen im kleinen Auge: Der Mikrokosmos entspricht dem Makrokosmos. Für die Chinesen war die Iris die Öffnung der Leber. Wer sie genau untersuchte, der konnte dort alle Krankheiten der Leber erkennen. Doch sie sahen noch mehr am Auge: das obere Augenlid entsprach der Milz, das untere dem Magen, das Weiße des Augapfels zeigte Krankheiten der Lunge, die schwarze Pupille die Funktion der Niere. Der innere Augenwinkel entsprach dem Herzen, der äußere schließlich gab Auskunft über Herz und Dünndarm.

Im Mittelalter sah der bekannte Arzt Paracelsus das Auge als Mikrokosmos, den Menschen als Makrokosmos und schuf Verbindungen zur Astrologie. Die Entsprechungslehre von Makrokosmos und Mikrokosmos bildet aber nicht nur die Grundlage der Astrologie, sondern auch des Handlinienlesens, der Magie sowie der Akupunktur und der Fußreflexzonenmassage. …
Die schon erwähnte 12-er Einteilung der Iris, wie sie die Irisdeuter annehmen, fügt sich nahtlos in die Feldereinteilung des astrologischen Tierkreises ein.

Viele Irisdeuter unserer Tage versuchen ihre Arbeit mit vielen pseudowissenschaftlichen Erklärungen salonfähig zu machen. Die Tatsache bleibt jedoch bestehen, dass auch sie eine diagnostische Methode auf dem Boden östlicher Philosophie und magischer Vorstellungen anwenden. 2)

Was kann der Arzt nun eigentlich im Auge sehen? Selbstverständlich kann ein Arzt bei genauer Untersuchung alle Krankheiten feststellen, die am Auge selbst auftreten. Hier interessieren uns jedoch besonders die Körperkrankheiten, die sich unter anderem auch am Auge zeigen.

Beginnen wir mit der weißen Bindehaut (Conjunctiva): Es ist allgemein bekannt, dass eine Gelbsucht sich zuerst an der Bindehaut zeigt. Dies hat seinen Grund darin, dass der Gallenfarbstoff am besten auf weißem Hintergrund zu sehen ist, obwohl er genauso auch in die übrige Haut eingelagert wird, die jedoch meist ein wenig dunkler ist. Hinter einer „Gelbsucht“ können sich die verschiedensten Erkrankungen verstecken: eine harmlose Stoffwechselstörung oder ein bösartiger Tumor in der Bauchspeicheldrüse, Schwierigkeiten der Leber mit der Verarbeitung eines Medikaments (häufig die „Pille“) oder aber eine Entzündung der Leber durch Viren. Die Liste könnte seitenlang fortgesetzt werden, wollte man alle bekannten Krankheiten aufzählen, die zu einer Gelbfärbung führen. Viel weniger häufig als gelbe sind blaue Skleren, die bei einer seltenen Knochenkrankheit auftreten.

  • Die Hornhaut (Cornea) kann bei einer Viruserkrankung (Herpes) mit betroffen sein. Sie reagiert aber auch besonders empfindlich bei Austrocknung oder bei verhältnismäßig leichten Verletzungen. Oft entwickelt sich dann ein Ge-schwürchen, und die verbleibende Narbe ist weiß und undurchsichtig, sodass das Sehen schwer beeinträchtigt sein kann. Bei vielen älteren Leuten kann man einen grauen Ring sehen, der jedoch nur eine harmlose Farbstoffablagerung darstellt.
  • Selten ist auch die Linse bei allgemeinen Erkrankungen mit betroffen. Der Mangel gewisser Vitamine oder die Einnahme von Medikamenten kann zu einer Trübung der Linse führen, die dann das Sehen stark beeinträchtigt. Schwere Veränderungen der Linse können schon bei einem Baby auftreten, wenn seine Mutter während der Schwangerschaft die Röteln durchmachte.
  • Besonders ergiebig ist für den Arzt die Spiegelung des Augenhintergrundes. Hier kann er nicht nur die Netzhaut beobachten, sondern auch die Blutgefäße und den Sehnerv. Die Blutgefäße zeigen so wichtige Krankheiten wie Arterienverkalkung und Zuckerkrankheit. Der Sehnerv kann z.B. bei einem Hirntumor oder bei einer Drucksteigerung des Liquors (Hirnwasser) verändert sein.
  • Wenden wir uns noch der Regenbogenhaut (Iris) zu, aus der die Irisdeuter so viel herauslesen wollen. Sie ist meist im Rahmen einer Entzündung der Aderhaut mit betroffen und schwillt dann grünlich an, Ursache für eine solche Entzündung können Infektionsherde, Tuberkulose, Geschlechtskrankheiten oder seltene Formen des Gelenkrheumatismus sein, wobei neben diesen Augensymptomen noch weitere Anzeichen vorhanden sein müssen, damit die richtige Diagnose gestellt werden kann. „Als Arzt mehr herauslesen zu wollen, wäre vermessen. …“

Wissenschaftliche Überprüfung der Irisdeuterei

Die Behauptungen der Irisdeuter sind in vielen Studien ernsthaft geprüft worden. „Ein Mediziner untersuchte 762 Patienten mit schwersten Erkrankungen, darunter 60 Amputierte und Kriegsverletzte. Sein Urteil, die Irisdeuterei sei ein Hirngespinst, belegte dieser Mediziner mit Zahlen. Von den 752 Patienten hatten nur 18 (das sind 2,7 von Hundert) ein Zeichen im Felde des erkrankten Organs, dagegen hatte fast die Hälfte  Krankheitszeichen in Feldern von Organen, die nie erkrankt waren. Derselbe Untersucher machte einen Versuch mit dem berühmten Iridologen Kläser, bei dem Ärzte und Laien Zeuge waren. Als Patienten zeigte man Herrn Kläser Kranke mit sehr schweren Leiden und Verstümmelungen, die man auch als Laie gut erkennen konnte. Nach acht Versuchen wurde das Experiment abgebrochen, weil der „berühmte“ Mann nichts als Fehldiagnosen gestellt hatte. Bei einem Patienten mit amputiertem Bein fand er z.B. nur eine „schwere Belastung des Rückenmarks“. 3)

Warum gelingen oft so viele richtige Diagnosen?

  • durch eine gute Beobachtung des Patienten
  • Ein weiterer Grund ist auch, dass die Patienten ihre Beschwerden vortragen, sodass sich bald einige Diagnosen zusammenreimen lassen.Irisdiagnostiker benützen eine verschwommene Ausdrucksweise, z.B. „Die Galle tut sich schwer“. Das schließt die verschiedensten Möglichkeiten einer Gallenblasenerkrankung ein, von Steinen über Entzündung bis zum Tumor. Oft wird eine ganze Liste dieser verschwommenen Ausdrücke angegeben.
  • Als dritten Grund für richtige Diagnosen kommen wir nun zu einem Punkt, wo das ungefährliche und amüsante Trickreservoir der Irisdeuter ein Ende findet. Es besteht die Möglichkeit der okkulten Irisdiagnose durch mediale Einflüsse. 4)

Diese Irisdeuter haben gewöhnlich treffsichere hundertprozentige Diagnosen. Wie kommen ihre Diagnosen zustande?
Diese Deuter arbeiten mit verschiedenen Spielformen der Medialität. Die Iris ist nur eine „Kontaktbrücke“, die für ein telepathisches oder hellfühlendes oder trancehaftes Anzapfen des Bewusstseins oder Unterbewusstseins benutzt wird. Es kommt auf diese Weise eine psychometrische Diagnose zustande … Mediale Diagnosen gelingen nicht immer. Medialität lässt sich nicht bei jedem Patienten, der das Sprechzimmer betritt, kommandieren. Zum anderen versagt die mediale Diagnose bei gläubigen Christen, die mit Christus eine starke Verbindung haben.
Weil es auf diesem Gebiet so viele Unklarheiten und Verwechslungen gibt, sei erwähnt, dass es nicht nur Irisdiagnostiker gibt, die okkult arbeiten, sondern auch Vollmediziner.
Wer sich in okkulte Dinge einlässt, verändert sich charakterlich, seelisch und glaubensmäßig.

Zusammenfassend lässt sich Folgendes feststellen:

  • Nichtokkulte Augendiagnostiker bringen über ihre Patienten keine Belastungen. Der medizinische Wert ihrer Behandlung ist aber sehr gering, in vielen Fällen sogar bedeutungslos.
  • Okkult arbeitende Augendiagnostiker belasten ihre Patienten. Ihre Diagnosen sind aber häufig sehr treffsicher. Auf keinen Fall kann aber das Bibelwort Matthäus 6,22 „Das Auge ist des Leibes Licht“ für die Augendiagnose missbraucht werden, wie es manchmal geschieht. 5)  Es ist müßig zu fragen, wie man sich vor Heilpraktikern und Ärzten schützen kann, die die Irisdiagnose okkult anwenden. Die Frage stellt sich vielmehr, ob man einem Patienten eine Diagnosemethode empfehlen kann, die nicht nur auf okkulter Philosophie, sondern zudem auf einem Irrtum des Entdeckers beruht. 6)

Wie bei allen paramedizinischen Praktiken, ist auch hier die Frage, wie gehe ich mit einer okkulten Belastung um? Wird der Betroffene zu unserem Herrn Jesus Christus kommen?„Wenn eure Sünde auch blutrot ist, soll sie doch schneeweiß  werden,
und wenn sie rot ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle werden“ 

(Jesaja 1.18)

Quellenverzeichnis zur Irisdiagnostik

  1. Dr. Kurt Koch, „Okkultes ABC“, 1984, Bibel- und Schrif-tenmission, D-74856 Aglasterhausen e.V., Seite 257 (zum Teil etwas frei zitiert)
  2. Dr. Samuel Pfeifer, „Gesundheit um jeden Preis?“, Brunnen Verlag Basel und Gießen, 2. Auflage 1980, Seite 89-91 (mit Quellenangabe Huard P., Wong M., Chinesische Medizin, Frankfurt 1973, S. 189; Prokop 0., Medizinischer Okkultismus, Stuttgart 1977, S. 37     Libra (ohne Vorname), zitiert in Medizinischer Okkultismus, S. 38)
  3. zitiert nach Dr. Samuel Pfeifer, a.a.O., S. 94 (mit Quel-lenangabe Wöhlisch E., Ignaz von Peczely, das Eulenauge und das Mysterium der Irisdiagnostik. Deutsche Medizinische Wochenschrift 82 (1957), S. 970)
  4. zitiert nach Dr. Samuel Pfeifer, a.a.O., S. 94-96
  5. Dr. Kurt Koch, a.a.O., S. 262
  6. Dr. Samuel Pfeifer, a.a.O., S. 96